Donnerstag, 21. April 2011

Eigenblutspende oder deutsche Bürokratie: wir zahlen es nur, wenn Sie uns mit Sodom und Ghomorra drohen

Für die Triple Osteotomie wird eine Eigenblutspende empfohlen, da die Wahrscheinlichkeit recht hoch ist, daß man während der OP größere Mengen Blut verliert. In diesem Fall ist es sinnvoll, wenn man nicht auf Fremdblut angewiesen ist.

In vielen Foren habe ich gelesen, daß es Probleme von der Krankenkasse gibt, den Bluttransport zu übernehmen. Ich habe die Genehmigung nun endlich erhalten. Hier ist die Story, wie ich es geschaff habe, die KK zu überzeugen.

Also bin ich zur Transfusionsmedizin Mainz. Die haben mich nur empfangen, wenn die Krankenkasse den Transport übernimmt. Der Anruf bei der KK gab folgende Aussage: "Wenn Dortmund die nächstgelegene geeignete Klinik ist und die Eigenblutspende notwendig, dann zahlen wir."
Neben zwei Spendeterminen habe ich aus Mainz auch einen riesigen Stapel Formulare bekommen. Einen Teil der Formulare hat meine Hausärztin am selben tag ausgefüllt (bzw. asfüllen müssen ;-)).
Ein anderer Teil kann von mir selber ausgefüllt werden und der dritte soll von Dortmund übernommen werden.

Ich rufe also in Dortmund in der Orthopädie an. Die Reaktion dort: "Machen wir nicht! Machen wir nie! Wir kennen Sie ja nicht, da können wir keine Formulare ausfüllen."
Ja, dankeschön. Die einzige Info, die ich aus Dortmund benötige, ist die Menge an Blut und wohin das gehen soll. Das kann man ja auch nicht ausfüllen, wenn man den Patient nicht kennt *facepalm*. Die Info zur Blutspendemenge (2x 500 ml) hab ich dann mündlich aus Dortmund bekommen und selber ausgefüllt.

Dann habe ich in der Blutspende Dortmund angerufen. Die wollten eine schriftliche Bestätigung der KK. Die hat mir ein Formular geschrieben mit o.g. Bedingungen. Dieses Formular habe ich allerdings auch nicht ohne blöde Nebenbemerkungen bekommen.

An dieser Stelle: Liebe SBK! Ihr seid ein Dienstleistungsunternehmen! Und jede persönliche Beraterin gehört zumindest abgemahnt, wenn sie Kommentare wie "Sind wir hier beim Wunschkonzert?!" raushaut, wenn man nach einer schriftlichen Bestätigung dessen bittet, was sie mündlich zugesichert hat!

Aus Dortmund kam zu dem KK-Formular folgende Aussage: "Die Eigenblutspende ist nie notwendig. Man kann immer Fremdblut geben. Das können wir so nicht akzeptieren."

Argh!!

Anruf bei der KK mit eben dieser Argumentation ergab, daß ein Schreiben der Orthopädie nötig ist, welche die Eigenblutspende fordert.

An dieser Stelle: "Liebe SBK! Ihr seid ein Dienstleistungsunternehmen! Und jede persönliche Beraterin gehört zumindest abgemahnt, wenn sie Kommentare wie "Ist Ihnen denn klar, wieviel das kostet!" raushaut.

Erstens weiß ich nicht, wieviel das kostet, zweitens ist es mir egal und drittens ist es nicht meine Aufgabe, das rauszufinden!

Zumindest war die KK bereit, mir die Zugfahrt nach Dortmund zu zahlen, solte ich mich entscheiden, dort zu spenden. Allerdings hatte ich nicht die geringste Lust, 3x da anzutanzen, drei kostbare Arbeitstage zu verlieren, um mein Blut da zu lassen.
In der Orthopädie in Dortmund waren die zwar nicht sehr begeistert, als ich da anrief um das Schreiben anzufordern, aber die zustände Schwester (??) versprach, mit dem Oberarzt diesbezüglich zu reden.

Um einen Alternativweg einzuschlagen, erkundigte ich mich bei der privaten Zusatzversicherung, ob die einspringen könnten. Können sie nicht, da ich noch nicht in stationärer Behandlung bin und das eine Grundversorgungsleistung ist. Nichtsdestotrotz waren beide Kundenberater sehr höflich. Der erste sogar humorvoll und der zweite hat sich sogar die Mühe gemacht, Blutspendetransport Dortmund o.ä. für mich zu googeln und mir die Ergebnisse mitzuteilen. Danke dafür!

Trotzdem ging mir die Frage der unverschämten KK-Beraterin nicht aus dem Kopf. Wie viel kostet denn ein Bluttransport von Mainz nach Dortmund? Auf der Homepage des Bluttaxis stand dann genau mein Problem: die KKs wollen den Eigenblutspendetransport zuerst nicht bezahlen. Allerdings bietet das Bluttaxi eine Argumentationsunterstützung an und hat eine 100% Erfolgsquote! Whooot! Super! Sofort habe ich da angerufen.

Und die Leute waren sehr nett, hilfsbereit und schnell. Im Prinzip haben sie mir ein Argumentationsschreiben für die KK vordiktiert.
Das Totschlagargument war dann vor allem, daß das Bluttaxi 20 € billiger kommt als die Zugfahrten nach Dortmund.
Auf dem Kostenvoranschlag des Bluttaxis standen auch ganz viele juristische Paragraphen, die sehr wichtig klangen und in denen wohl drinsteht, daß die KK das zu zahlen hat.

Auf jeden Fall habe ich den Genehmigungsstempel! Hurra!! Endlose Telefongespräche und Nerven später. Aber ich habe ihn! Yeah!

Die Blutspende in Dortmund hat sich daraufhin von sich aus mit Mainz in Verbindung gesetzt, um ihnen die Infos bezüglich Menge und Lieferort mitzuteilen. Die selben Infos übrigens, für die ich aus der Orthopädie die Antwort bekommen habe: "Eir füllen keine Patienformulare aus. Nie!". Und das Bluttaxi redet mit Mainz und Dortmund. Ich bin also draußen!

Ein bißchen hadere ich noch mit mir, die SBK-Frau ihrem Vorgesetzten zu melden, wegen ihrer unverschämten Bemerkungen. Aber ich möchte, daß sie mir die Zugfahrt nach Dortmund am OP-Termin bezahlt, deswegen warte ich damit noch ein bißchen.

Am 3. und 10. Mai habe ich jetzt einen Termin zur Eigenblutspende in Mainz. 2x 500 ml wollen die haben. Zum Glück war ich schon ein paar Mal Blutspenden und weiß, daß ich das gut vertrage. Trotzdem nicht vergessen: Eisentabletten nehmen!

Nachtrag am 4.5.'11:
Ein bißchen hab ich mich im Nachhinein doch über das Bluttaxi geärgert. Das Geld für den Bluttransport wurde bereits vor 1-2 Wochen abgebucht, dabei findet dieser erst in 14 Tagen statt und erst dann bekomme ich die Transportbestätigung, mit der ich das Geld von der KK zurückerstattet bekomme. Nicht nett, arme Studenten so zu schröpfen. Ich muß mir jetzt Geld von Mama leihen, um das vorzustrecken.

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