Montag, 26. Januar 2009

Henry Miller - Sexus

Sexus

Henry Miller, ein amerikanischer Autor geboren 1891, der während seines Lebens eigentlich ausschließlich biographische Werke schrieb. Diese waren vor allem beeinflußt durch seine Reisen in Europa und den USA sowie durch die Frauen, die er dabei traf.



Mit Sexus liefert er den ersten Teil einer Retrospektive auf seine Leben, der sich auf seine frühen Schriftstellerjahre im New York der Zwanziger Jahre. Dort begnet er auch der Person, die sein Leben nachhaltig beeinflussen wird.

Millers Werk ist zweigeteilt zwischen exzessiven sexuellen Szenen (Miller war in einigen Ländern bis in die Sechziger Jahre verboten) und philosophischen, oft auch poetischen Überlegungen zu dem Leben um ihn herum sowie feinsinnigen Betrachtungen seiner ständig wechselnden, nichtsdestotrotz immer relativ engen Freunde und Bekanntschaften, insbesondere seiner Frauen.

Millers Sprache ist im Grunde recht simpel, auch wenn er oft Vergleiche zu Schriftstellern und Malern zieht, ohne diese näher zu erläutern. Oft werden seine Beschreibungen im Laufe einer Szene bunt, fast euphorisch.

Es dauert eine Weile, bis man sich an den ständigen Perspektivenwechsel und an das exzentrische Leben Millers gewöhnt hat, vor allem, bis man anfängt, ihm zu glauben, was er da schreibt.
Aber wenn er es geschafft hat, einen mitzureißen, hat man das Gefühl, die ganze Welt stehe einem offen. Banalitäten sind für Miller nicht nur unter seinem Betrachtungshorizont, sie ekeln ihn an. Und das scheint die einzige Schwäche zu sein, die er zeigt. Er ist der unloyalste Mensch, den man sich vorstellen kann, sprunghaft, gnadenlos ehrlich und in keinster Weise moralisch. Aber sobald es an die niederen Bedürfnisse geht, wie Hygiene, rennt er davon anstatt Stellung zu beziehen. Miller ist auch feige. Er hat Angst vor dem, was hinter der euphroischen Sexphilosophiewelt stehr, die er, trotz Armut, sieht.

Und der Schluß ist ... beängstigend. Ein anderer Miller. Alles scheint zu einem Scherbenhaufen zerschlagen zu sein. Was ist nur passiert? - Unbedingt den zweiten Band besorgen!

Empfehlung des Tages: Im Kaffeezimmer der physikalischen Chemiesitzen, Kaffee schlürfen und genüßlich eine seitenlange und detailierte Beschreibung eines Dreiers lesen, während alle PC-Doktoranden in uralten ausgewaschenen Wollpullis vorbeischlurfen, sich über mein Grinsen wundern und achselzuckend ihren Kaffee in die Mikro zum Aufwärmen stellen.


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